Für Marie-Christine Gessinger
Von Tante Ulli
Sie hat sich nie gern verabschiedet. Wenn sie bei ihren
Großeltern zu Besuch war. Zur Tür hinaus und von weitem noch ein lautes „Tschüss“, lachend. Sie hat sich für große
Abschiedszeremonien keine Zeit genommen, so als hätte sie gewusst, dass sie nur wenig Zeit auf Erden haben wird. Und genauso ist sie für
immer gegangen – ohne Abschied, deswegen aber trotzdem nicht leise. Denn still und unauffällig war sie nicht, unsere Marie-Christine.
Lachend, strahlend, nie grantig oder gar jammernd, DAS war sie. Niemand konnte sie übersehen. Es war nicht nur ihre Schönheit, es waren
ihre Stärke, ihr Charme, ihr Gespür für Ästhetik, Ihre Ehrlichkeit und vor allem ihre Fröhlichkeit, die alle, die sie liebten, so
verzaubert hat und die uns für immer in Erinnerung bleiben werden.
Was für ein Mensch war Marie-Christine, wie hat sie ihre
Familie, wie haben sie ihre Freunde in diesen nicht einmal 18 Jahren kennengelernt? Für ihren Papa war sie sein Mädi – auch als sie
schon fast erwachsen war. Für ihre ganze Familie war sie ein großer Schatz, ein wunderbares Geschenk.
„Sie war einzigartig, eine Prinzessin, die beste Freundin, die
man sich wünschen kann, eine die immer für ihre Freunde da war, mit ihr konnte man die tollsten Partys feiern, keine konnte so für
Stimmung sorgen wie sie, sie hat uns alle verzaubert.“ Das alles sagen ihre Freunde über sie.
Sie hatte noch so viel vor. Und wer sie kannte, ist überzeugt,
sie hätte ihre Träume Wirklichkeit werden lassen. Denn Marie-Christine war nicht nur umwerfend charmant, sie hatte einen unglaublichen
Willen. Und sie wusste sich durchzusetzen, ließ sich nicht so leicht einschüchtern, war ein aufrechter Mensch.
Wenn sie ein Ziel vor Augen hatte, arbeitete sie dafür. Sie
hatte schon vieles geschafft, was andere nach vielen Lebensjahren noch nicht erreicht haben. Mit erst 15 Jahren wurde sie zu „Austrias
Supermodel of the Year“ gewählt, wurde bei „Wiener Models“ unter Vertrag genommen und bekam erste Aufträge. Sie reiste nach
Mailand, nach New York und blieb dabei trotzdem, was sie immer war: das Mädchen Marie-Christine, ein Mädchen, das gern tanzte, mit
Begeisterung am Rücken der Pferde saß, ein unbeschwerter Teenager, der sich zu Hause in der Nähe seiner Familie wohl fühlte,
Schülerin der Kindergartenschule, liebenswerte, unkomplizierte Klassenkameradin.
Sie wollte Matura machen, das war ihr nächstes Ziel. Ihre
Ausbildung hat sie ernst genommen, dafür hat sie gearbeitet. Gemodelt hat sie nebenbei – und trotzdem ihr zweites Ziel nie aus den
Augen verloren. Denn dann, nach der Matura hätte sie mit ihrer Modelkarriere durchgestartet, auf die Titelblätter renommierter
amerikanischer Zeitschriften wollte sie, die USA, das war ihr Traum.
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